Okay, kläre ich erst mal die vielleicht offensichtlichste Frage: Wieso kein Shortcut? Nun, ich hätte einen drehen können, doch hätte ich dann alle aufgenommenen Spielszenen mit einer Spoilerwarnung versehen müssen. Also entschied ich mich dagegen, weil ich nichts (unabsichtlich) vorweg nehmen wollte. Darin liegt meiner Meinung auch die Stärke in jeder Episode: Telltale Games hat es in jeder einzelnen geschafft, mich zu überraschen. Teil 5 – No Time Left macht da kein Ausnahme. Das liebgewonnene Survival Duo Lee und Clementine befinden sich nun auf der Ziellaufbahn ihrer, von viel Leid geprägten, Etappe. In der Stadt Savannah warten die vielleicht schwierigsten Entscheidungen, die insbesondere Lee, also der Spieler, treffen muss. Wieviele Tote warens gleich noch mal? Tjoa…das wars eigentlich auch schon, was ich großartig über den Inhalt an sich schreiben kann, ohne in tiefere Spoilergewässer vorzustoßen. Doch was hat die 5 Folge der ersten Staffel für mich hinterlassen? Ich muss zugeben, auch wenns komisch klingt: Es war die bislang schlechteste Episode, auf hohem Niveau aber. Während des Spielens hatte ich öfter das Gefühl bzw. den Gedanken, dass die Story anders verlaufen wäre, wenn keine zweite Staffel von Telltale bereits angekündigt worden wäre. Da war mir zu viel „schalten Sie auch nächstes Mal wieder an, wenn es heißt…“ Fand ich etwas schade das Ganze. So manches hätte ich gerne jetzt schon gelöst gesehen. Klar, mir muss nicht alles vorgekaut werden, doch das hatte leider öfter mal was von Füllmaterial, denn „wir haben ja noch ne komplette Staffel zum erzählen mancher Plotpunkte“. Walker. Zombie Ranger Doch wie gesagt…dies ist jammern auf hohen Niveau. Ich musste auch in dieser Folge mehrmals den Atem anhalten. Die von mir erwähnte „Schraube“ wird so fest, wie noch nie zuvor, gedreht. Die kurze Spielzeit verfliegt noch rascher, als bisher und wenn man nach den Credits das erste Mal durchatmet, hat man das Gefühl, nach laaaaanger Zeit wieder einen Atemzug getätigt zu haben. Das Gameplay fluppt auch ungeändert vor sich hin, warum sollte man auch was ändern? Don´t fix what isn´t broken. Etwas unschlüssig bin ich noch bei der Szene, die mir in den ersten Sekunden noch Schauer über den Rücken jagte, beim näheren Nachdenken aber doch etwas stutzig macht. Einerseits wirkt sie gut eingegliedert, andererseits aber auch künstlich aufgedrückt. Irgendwie komisch. Die, die den Teil schon gespielt haben, wissen vielleicht, welche ich meine. Kommt ziemlich am Ende. 5 Episodes Later Doch was bedeutet dieses -vergleichsweise- schwache Finale der ersten Staffel für den Gesamteindruck? Ehrlich gesagt? Ich finde The Walking Dead gehört dieses Jahr zu den großen Spielehighlights, die ich spielen durfte. Kein Spiel hatte eine so geile Story, in der wirklich alles passieren konnte. Eine Berg- und Talbahn der Gefühle, wo die Täler zwar überwogen, sich aber auch schon ein hüfthoher Berg wie das Ende einer lange Dürrestrecke anfühlte. For the record: Solche Fahrten liebe ich in Medien, ob Film, Buch oder Spiel. Kein Spiel in 2012 hat ähnliches in mir bewirkt. Was als kleines „Experiment“ für mich begann („oh, ein kurzes Arcade Spiel? Ist ja perfekt für meine ersten Schritte ins Shortcut Territorium“) mauserte sich über die Monate zum ernsthaften GotY Kandidaten. Da verzeihe ich die etwas schwächere Folge No Time Left (die vielleicht auch eher nur in meinen Augen schwach ist), in der Hoffnung, dass die zweite Staffel ein ähnlich Hohes Niveau hält (ganz gewiss hoffentlich nicht nur in meinen Augen *g*).