Die Sims ist eigentlich eine schöne Spielereihe. Die ursprünglich von Will Wright ins Leben gerufene Simulation nimmt mit einem gigantischem Augenzwinkern unser aller Leben aufs Korn und hat den Zahn der Zeit getroffen. Während man in den allermeisten Strategiespielen mit Schlachtplänen, der Eroberung der Welt oder der Vernichtung von ganzen Galaxien beschäftigt ist, drehen sich Die Sims um vergleichbar banale Dinge, wie etwa die Suche nach einem Job, die Fragen nach dem gerade angesagtestem Bekleidungsstil oder die Suche nach der großen Liebe. Die Reduzierung der Sims auf einfache Laute und fast pantomimenartige Animationen ist dabei aus dramaturgischer Sicht ein grandioser Geniestreich: Unsere Schützlinge sind auf der einen Seite putzig wie witzig genug, um sie in unser Herz schließen zu können, auf der anderen projizieren wir durch den sympathischen Comic-Charakter und somit dem Abstand zur Realität unser Selbst in diese kleine Figuren hinein. So sehr wir über und mit ihnen Lachen: Die Probleme, mit denen sich die kleinen Sims herumschlagen, kennen wir nur zu gut.

Die gesamte Sims-Reihe ist durch den großen Erfolg für EA eine einzige Goldgrube, die sie fleißig ausschöpfen. Allein für den dritten Teil, der für alle relevanten Plattformen umgesetzt wurde, existieren 11 Erweiterungspakete und 9 Mini-Addons. So viel Witz und Charme die Sims auch haben und so sehr ich EA manchmal in Schutz nehmen möchte: Was hier geschieht, reitet die Reihe völlig tot! Abgesehen davon, dass man sich vor lauter Ablegern und besagten Erweiterungen nur schwer einen Überblick verschaffen kann, erzeugt die Veröffentlichungsflut von so vielen Inhalten, die in den allermeisten Fällen ja sogar noch separat bezahlt werden müssen, nur für eine gewisse Abstumpfung und Beliebigkeit. Als ich damals den ersten Teil von den Sims kaufte, hatte ich das Gefühl ein komplettes Spiel in den Händen zu halten, dass nur darauf gewartet hat von mir ausgiebig erforscht zu werden. Bei Sims 3 konnte ich mich niemals dem Eindruck erwehren ein unfertiges, weil fragmentiertes Produkt vor mir liegen zu haben. Da hilft es auch nichts, dass einige Addons sehr kreativ sind.

So fügt das vorliegende Dragon Valley eine Nachbarschaft im mittelalterlichem Fantasy-Stil hinzu, die frappierend an Herr der Ringe erinnert, da Elfen die Stadt bewohnen. Man kann kleine Drachen-Babys aus Eiern züchten, sich an großen Grundstücken bzw. tiefen Meeren als Baumeister austoben, bestaunt schöne mittelalterliche Gebäude und wundert sich fast über den seltsam romantischen Flair, der durch die herbstlichen Farben und Baumschatten in das Spiel geschlichen kommt. Selbstredend gibt es dazu auch einen ganzen Satz neuer, passender Kleidungsstücke, damit die eigenen Sims nicht auffallen wie ein bunter Hund. Sehr schön ist ebenso, dass man mit etwas Beobachtungsgabe die einen oder anderen passenden Erscheinungen erblicken kann: Mir ist beispielsweise einmal Rotkäppchen begegnet.

So nett das alles auch ist, so sehr ist es doch nur Kosmetik. Zwar wirken sich die kleinen Drachen positiv auf das Charisma aus, aber sie wachsen nicht weiter heran, so dass der Tamagotchi-Effekt diesbezüglich schnell flöten geht. Dragon Valley ist reine Dekoration und beeinflusst die Spielmechanik des Hauptspiels so gut wie gar nicht. Etwas allgemeiner tangiert das Problem, dass gerade durch die Fantasy-Addons, wie kürzlich auch die Supernatural-Variante, die Identität der Sims zunehmend verwässert wird. Für mich persönlich waren die kleinen Männchen immer Figuren aus dem Hier und Jetzt, kleine Ebenbilder aus der Gegenwart. Plötzlich Vampire, Werwölfe, Elfen oder gar Drachen ins Spiel zu bringen mag zwar zunächst nach lustiger Abwechslung klingen, aber der Kern aus den Anfängen der Serie geht schlicht verloren. Ursprünglich waren die Sims eine neue Variante der Little Computer People, heute sind sie vielmehr ein alberner Themenpark, angetrieben von reiner Gewinnorientierung, die dem einstigen Geistesblitz von Will Wright keinen Respekt zollt.

Sims 3 - Dragon Valley
Mit jedem weiterem Addon verliert sich die Identität von dem Sims. Auch dieses hier ist völlig überflüssig: Für ein paar Minuten freut man sich über ein paar neue Elemente, nur um dann später ernüchtert feststellen zu müssen, dass sie am Ende wenig im Spiel bewegen.
2Gesamtwertung