Aaaaaallee Jaaaaaaahreeee wieeeeder kommt der Toto mit ner dicken Wumme umme Ecke.
Nach dem Clash of Titans Call of Duty: Black Ops vs. Medal Honor, welches Black Ops am Schluß DEUTLICH gewinnen konnte, schickt EA sein zweites Schwergewicht gegen den vermeintlichen Favoriten aus dem Activision Stall in den Ring.

Der Herausforderer: Battlefield 3, ruhmreicher Mulitplayer Shooter, diesmal zum ersten Mal, bei einem reinen Battlefield Teil, mit einer Kampagne.
Der Titelträger: Call of Duty (8): Modern Warfare 3 (Dortmund 2: Uschis 0, und ich schwöre, das war das letzte Mal, dass ich den Gag bringe), Fortsetzung und Abschluss der ULTRAST erfolgreichen Modern Warfare Reihe.

Das Feld ist also bestellt, kleine Anmerkung in eigener Sache: Ich bespreche hier nur die Kampagnen. Multiplayer gut und schön, aber ich bin immer noch der Meinung, dass ein Spiel immer noch auf eigenen Beinen, sprich Singleplayer stehen muss.
Let´s get to it…

Bay vs. Abrams

Wie schon erwähnt, handelt es sich bei MW3 um eine Fortsetzung, hence the 3. Da das Ende von Teil 2 recht offen gestaltet war, knüpft diese Episode nahtlos an und lässt den Spieler in eine bisher unbekannte Person schlüpfen und vertreibt erst mal mit lautem Getöse die Russen aus New York.
????????????
Na okay, DANACH erfährt man, was denn aus Price und Soap, den Hauptcharakteren der Serie, geworden ist. Zeit zum Wunden lecken ist aber spärlich gesät, da der Feind schon an die Fronttür klopft…

B3, klingt zwar nach Bundesstraße, ist kein Abschluss einer Trilogie, hence not the 3, ist aber der dritte „richtige“ Battlefield Teil. Die Story muss also nirgendwo anschließen, startet aber, als ob man einen Teil verpasst hätte: Mit nem Sprung auf einen fahrenden Zug, mit folgender „gelange zum Anfang des Zuges“ Montage. Gerade, als man denkt, man hat sowohl den Anfang des Zuges, als auch das Ende des Spiel, erreicht, flashbacked das Spiel mehrere Stunden zurück und man findet sich als SSgt. Blackburn bei einem Verhör wieder.
Eine weitere Rückblende später führt man seinen Trupp durch irakische Straßen. Sounds familiar?
Ja, B3 bedient sich der Black Opschen Storytelling Methode, wo zurückliegende Ereignisse spielbar sind, während die Hauptfigur im Präsens so lange verhört wird, bis die Vergangenheit die Gegenwart eingeholt hat.

wargames_gr1
MW3 erzählt seine Geschichte dann doch eher straight forwarded, wechselt aber sehr häufig den Schauplatz. Von New York geht’s über Afrika nach London, Paris und auch in Good ol´Germany hält sie die Bagage mit running & gunning auf. Und bei diesem Stichwort sind wir schon beim Gameplay Aspekt: Mehr macht man auch wieder mal nicht in MW3. Klar, mal sitzt man an der obligatorischen Bordkanone eines AC-130 Flugzeuges, oder bedient das MG eines Panzers, doch sind diese Abschnitte eher kurzer Natur.
Die Inszenierung der Kampagne ist aber wirklich BOMBASTISCH. Michael Bay würde sich bestimmt derbe darauf einen schrubben. Ob Feuerkämpfe auf Straßen, innerhalb eines Passagierflugzeuges oder an Bord eines U-Bootes: An jeder Ecke kracht es, stürzen Häuser ein und erschüttern Panzergeschütze die Umgebung. Alles so schnell, dass man an der Skurrilität der Szenarien kaum einen Gedanken verschwenden kann. Wo sonst fährt man mit einem Panzer durch eine Hamburger Tiefgarage und denkt sich: Tjoa, is halt so.

Hat hier jemand Realismus bestellt?

Im Gegensatz dazu ist B3 eher down to earth. Es fühlt sich, besonders am Anfang, einfach realistischer dadurch an, eben weil halt nicht an jeder Ecke irgendwas überlebensgroßes passiert.
Im weiteren Verlauf wird das ganze selbstredend noch etwas aufgeblasen, aber nie zu MW3 Proportionen.
Natürlich ist man auch hier zum großen Teil per pedes unterwegs, doch finden sich hier noch mehr Abwechslungen. Mal fliegt man im schnittigen Kampfjet , wo ich schon fast das Gefühl hatte, einen Ace Combat Ableger zu spielen, ein anderes Mal pflügt man am Steuer eines Panzers durchs Gelände. Beide Abschnitte haben mir großen Spaß gemacht und waren ne willkommene Auflockerung.
Wo ich gerade realistisch gesagt habe: Dies bringt B3 erstaunlich gut rüber. Für mich waren es, neben der Topgrafik (auch auf Konsolen), noch folgende Faktoren: Der Sound und die Animationen.
5.1 Anlage an und man hat ein Mittendrin Gefühl, was ich so noch nicht erlebt habe bei nem Shooter. Zwar zischen die Kugeln auch in MW3 gut an einem vorbei, doch klingt der Sound bei B3 einfach satter und realistischer. Hinzu kommen auch noch die Unterhaltungen und Zurufe der NPCs. Es klingt einfach gesagt mehr nach „Soldatentum“ in B3. Die Animationen sind dann dat Tüpfelchen aufm I. Egal, ob man über ein Hindernis springt, vom Boden aufsteht oder sich kriechend fortbewegt: Die kleinen, mit der Fifa (!) Engine realisierten, Bewegungsabläufe sehen super aus und haben irgendwie ne besondere, subtile Wirkung.
Was mir da aber negativ auffiel: Wenn man auf dem Boden liegt und anvisiert, kann man munter weiterkriechen, ohne das Auge vom Fadenkreuz zu nehmen. Gerade da das Spiel sonst überall eine kleine Animation einbaut, wirkt das dann irgendwie schlampig.

Die Rückkehr des Königs?

Bisher liest sich das vielleicht so, als ob MW3 schlecht abschneidet, doch ist dem mitnichten so. Wie schon erwähnt, ist die Darstellung wirklich atemberaubend, viele memorable Szenen wechseln sich ab. Doch muss ich auch hier etwas Kritik üben: Es ist für die Call of Duty Reihe wohl inzwischen Usus, eine Zündstoffszene einzubauen, auf Teufel komm raus. Im ersten Modern Warfare war dies noch phantastisch integriert. Die Atombomben Szene ist, auch nach 4 Jahren, immer noch einer der stärksten Abschnitte, den ich je gespielt habe. Teil 2 hatte den berüchtigten Flughafenlevel, der mehr aufgesetzt und spielerisch belanglos wirkte, aber wenigstens noch ETWAS zur Story beitrug. Im aktuellen Kapitel hat man den Integritätsgedanken nun völlig ad acta gelegt. Das ist nur noch Schock um des Schockes willens. Eingespielte Hardcoresexszenen hätten den gleichen Effekt und würden genau soviel zur eigentlichen Geschichte beitragen.
Aber auch in Battlefield 3 gibt es eine solche Szene. Man muss wohl neuerdings eine solche Schockerszene einbauen, um im Gespräch zu bleiben.

Während des Spielens von B3 hatte ich häufiger das Gefühl, dieses schon mal erlebt zu haben. Frei nach dem Motto: Every War Game is different. Every War Game is the same, findet man auch hier Levelabschnitte, die irgendwie dazu gehören: Sniperlevel – Check, Levelstart ohne Waffen – Check, Atombombe – Check. Alles drin, alles dran. Weder Battlefield 3, noch Modern Warfare 3, erfinden das Rad neu, meistern aber die Ausführung. MW3 punktet mehr im Scale, B3 tut dies bei der realistischeren Darstellung, was uns auch langsam aber sicher zum Fazit bringt.

wargames_gr2
Friede? Freude! Eierkuchen

Einen klaren Sieger kann ich nicht benennen. Beides sind Perlen des Genres. Ich würde sagen, sie ergänzen sich prima. MW3 bedient mehr die Bombastaction Liebhaber, mit leichten Hang zum Übertreiben, während es B3 etwas realistischer angeht. Grafisch mag es beim letztgenannten hübscher aussehen, dafür schlich sich der ein oder andere Ruckler mehr ein.
Ich persönlich fand aber etwas mehr Gefallen am dritten Schlachtfeld, gerade weil es nicht so überbordend daher kam und die Story interessanter erzählt wurde. Was mir auch besser gefiel: Während in MW3 im Paris Level NATÜRLICH der Eifelturm prominent im Bild gerückt wird, damit jeder weiß, wo man gerade ist, schafft B3 dies durch die reine Umgebung, sprich den richtigen Polizeisirenen oder Apothekenschildern. Aber ich kann auch die verstehen, die mehr Spaß bei der Ausübung der modernen Kriegsführung hatten.
Kurzum: Shooterfreunde können bedenkenlos bei beiden zugreifen, Spielspaß bieten sie allemal. Wenn man dann noch den Multiplayer dazunimmt, bieten sie den für Wochen und Monate.

Noch ein paar Worte an die MW3 Macher: In Game Werbung gut und schön…aber muss es unbedingt für Hersteller von Waffen und Reflexvisieren sein? Und hoffen die Leute von Remington und Eotech wirklich, dass die Spieler nach Beendigung der Kampagne ihre Produkte kaufen?

Toto out.