Die Absichten des Films „Noobz“ sind eindeutig: Man zielt als Kernpublikum auf Gamer heutiger Zeit. Es ist eine Gruppe, die sich Filmemacher im Laufe der letzten 10 Jahre erst Stück für Stück erschlossen haben. Bei den vergangenen Filmen lag aber primär die Verwendung spannender Welten aus erfolgreichen Spielen am Herzen, deren Übersetzung ins Kino nur einer Handvoll Werken gelungen ist. Mir persönlich haben der erste „Silent Hill„-Film und „Prince of Persia“ sehr gut gefallen, da sie den Geist der Vorlage gut eingefangen haben, aber gleichzeitig auch ein unbedarftes Publikum bedienen und vor allem gestalterisch sehr gelungen sind. Filme, die sich außerhalb von Fantasiewelten mit dem eigentlichem Gamer beschäftigen, sind allerdings eher selten. „Stay Alive“ nutzte Protagonisten für dieses Klientel zum Beispiel für einen Teenie-Horrorfilm; „BenX“ hingegen für ein sozialkritisches Drama. „Reign over me“ verwendete sogar „Shadow of the Colossus“ als Symbol für die Bewältigung eines 9/11-Traumas. Bei nicht ganz so ernsten Gefilden zeigte zuletzt „Video Game High School„, dass man den Gamer als solchen auch mit viel Humor betrachten kann, ohne ihn respektlos zu behandeln. „Noobz“ möchte in die gleiche Kerbe schlagen, ist dabei aber in etwa so taktvoll wie ein Elefant im Porzellanladen. Die Geschichte eines vierköpfigen Clans, der bei einem Gears of War 3-Turnier antritt, biedert sich mit Gastauftritten wie etwa Adam Sessler oder diversen Spielepostern in den Zimmern der jeweiligen Teammitgliedern beim vermeidlichem Kernpublikum an, ruft aber bei den allermeisten Zuschauern Fremdscham höchsten Grades hervor – unabhängig davon, ob man etwas mit Spielen am Hut hat oder nicht. Denn der Film ist rassistisch. In den allermeisten Fällen bestehen die antretenden Clans aus einer ethnischen Gruppe, der afroamerikanische Moderator des Turniers spricht über „Weißbrote“ und in einer Szene kommt ein minderjähriger afroamerikanischer Junge am Flugterminal an seine Tickets, indem er eine Szene macht, wie rassistisch das Flugunternehmen sei, weil sie ihm keines ausstellen wollen. Natürlich sind auf dem Clan-Shirt Silhouetten von Afros abgedruckt. Der Film ist sexistisch. Jedes „Gamerchick“ mit einer Dialogzeile zeigt sich ausschließlich aufgetakelt und übertrieben kitty-kitty-weiblich. Eine Nebenrolle, der von Drehbuch so etwas wie ein Charakter zugesprochen wurde, nutzt ihre Attraktivität lediglich, um einem Protagonisten den Kopf zu verdrehen und so den Wettkampf zu gewinnen. Der Moderator spricht an der Stelle davon, wie die eine Spielfigur der anderen auf den „Booty“ glotzt. Die Männer hingegen haben nach einem erfolgreichem Spieltag nichts besseres zu tun, als sich zu betrinken und einen Stripbar aufzusuchen, in der sie die Frauen proletenhaft und selbstsicher mit Geld bewerfen. Ein Charakter, ein ehemaliger Frogger-Champion, vermisst seit den 80ern die durch seinen Ruhm gewonnenen „vielen Muschis“. Caspar Van Dien hat einen Gastauftritt und vögelt im Film eine ältere Dame nur wegen des Geldes und in den übrigen Dialogen wird immer wieder abfällig über das andere Geschlecht gesprochen. Der Film macht sich über Behinderte lustig. Einer der vier Teammitglieder leidet unter schweren Asthma-Attacken und muss deshalb immer einen Sauerstoff-Behälter mit sich führen. Es wird keine Gelegenheit ausgelassen um dem armen Jungen die Luft abzudrehen. Gegnerische Clans misshandeln ihn, der Behälter bleibt im Aufzug stecken, eine Stripperin stellt sich auf den Schlauch und so weiter. Der vielleicht unsympathischste Protagonist der Filmgeschichte, der übrigens zufälligerweise auch der Regisseur, Schreiber und Produzent des Films ist, drückt dem kranken Teammitglied zudem bei jeder Gelegenheit einen Spruch. „Der stirbt ja gleich!“ heisst es zum Beispiel bei der ersten Begegnung, während sein Gegenüber – eigentlich vor Freude – etwas Luft holen muss. Der Film ist homophob. Wesentlicher Kern des verzweifelten Humors des Drehbuchs sind Witze über ein Teammitglied, der von den anderen für schwul gehalten wird. Das Publikum bleibt nicht lange im Unklaren, warum dies so ist: Der Charakter macht die typischen Klischee-Handbewegungen, trägt sich Lippenstift auf und liegt nach einem Handgemenge auf zwei Männern, was vom Protagonisten mit „Darauf hast Du ja lange gewartet!“ kommentiert wird. Als in einer Szene über eine drohende Haftstrafe gesprochen wird, versteht er nicht, weshalb es schlimm sein sollte, von einem Kriminellen im Gefängnis vergewaltigt zu werden. Um zu untermauern, dass er heterosexuell ist, muss der gehänselte Mann immer wieder übertrieben betonen, wie sehr er „auf dicke Titten“ steht und am lautesten in der Stripbar jaulen. Natürlich ist er am Ende nicht schwul und natürlich bekommen die anderen drei Clanmitglieder ihre Quittung, als sie beobachten, wie die vermeintliche „Schwuchtel“ eine wilde Beziehung mit einem weiblichem Supermodel beginnt. Vermutlich habe ich schon genügend Argumente aufgezählt um „Noobz“ nicht anzusehen. Ein Film kann und darf deftigen Humor haben, sollte dabei aber zumindest Stil und selbst bei so groben Themen ein gewisses Taktgewühl bewahren. Nur wenige Komiker und Filmemacher schaffen dies. Aber selbst vom Humor abgesehen ist nahezu alles an diesem Streifen ein Disaster: Technisch ist er auf dem Niveau einer Daily Soap gedreht, ohne jeglichen Sinn für Ästhetik oder Montage; bei dem die spartanische Ausstattung erheblich zum negativem Gesamtbild beisteuert. Bei den Darstellerleistungen kann sich lediglich Jason Mewes (bekannt aus Jay und Silent Bob) behaupten und spielt trotz PipiKaka-Witzen seine Kollegen mit Links an die Wand. Schade, dass Zelda Williams, die Tochter von Robin Williams, sich zudem für diesen Scheiß hergegeben hat. Und der Wettkampf ist nicht einmal spannend. Zu sehen gibt es ein paar wütende, verzerrte Gesichter und einige Spielszenen, die völlig zusammenhangslos erscheinen. Das Turnier nimmt überraschenderweise den geringsten Teil des Films ein. Als Sahnehäubchen wiegt allerdings schwer, dass von den sportlichen Aspekten eines Wettkampfs nichts mehr übrig geblieben ist. Es mag sein, dass auf dem Papier die verschiedenen Persönlichkeiten unterschiedlichen Alters und Herkunft am Ende auf eine „alle sind gleich“-Aussage hinauslaufen sollten, zu spüren ist im Endprodukt nichts davon. Wer sich als eSportler oder als Hobbyspieler in irgendeiner Form mit den Figuren, gar der Handlung identifizieren kann, hat ein schwerwiegendes Problem. Oh, der Clan verliert das Turnier. Jetzt habt ihr hoffentlich wirklich keinen Grund mehr, euch diese Unverschämtheit von Film anzusehen.