Jahrzehntelang lieferten sich Spieler heiße Diskussion über Cheats, geheime Tastenkombinationen, die es ermöglichen in den Spielablauf einzugreifen. Die eine Art Cheat lieferte zusätzliche Leben, andere Arten lieferten volles Waffenarsenal, zusätzliche Ressourcen oder machten den Avatar des Spielers gleich komplett unverwundbar Manchmal waren die Cheats Rückstände aus der Testphase, manchmal Easter Eggs, die absichtlich für den Spieler im Programmcode versteckt wurde.
Das erste Zeitalter des Cheats neigte sich seinem Ende zu.
Ob N00bkram oder sinnvolle Hilfe für frustempfindliche Spieler, irgendwann wurde der Cheat zur Rarität. So mancher traditionelle Betrugsfall hatte sich durch neue Ansätzen im Spieldesign schlicht überlebt. Begrenzte Leben und Continues waren in der Automatenzeit geblieben, Lebensenergie lud sich auch ohne im Szenario verstreute Medipacks wieder auf. Dazu gewann das Videospiel als öffentlicher Wettbewerb an Bedeutung. Achievementsysteme machten auch hart erzockte Einzelspielererfolge sichtbar. Und im Mehrspielermodus, egal ob LAN-Party oder Internet, ist der Cheater sowieso ungefähr so beliebt wie ein bestochener Fußballer mit ausfahrbaren Kettensägen an den Stulpen, der dem Torwart des eigenen Teams routinemäßig den Kopf von den Schultern bolzt.
Parallel zu dieser Entwicklung entstand eine Spieleform, die den Spieler zum Eingriff in den Spielablauf geradezu einlädt – Free2Play. Eigentlich frei herunterladbare Titel, die mit 99 Cent hier und 99 Cent dort Premiumspieler auf die Überholspur bringen und das Produkt in die Gewinnzone.
Darüber habe ich solange nicht nachgedacht, bis ich auf Eurogamer die Meldung las, dass das aktuell in Entwicklung befindliche Dead Space 3 solche Mikrotransaktionen beinhalten werde, um ungeduldigen Spielern den Zugang zu Waffenupgrades zu erleichtern. Dann wurde mir relativ klar, was hier eigentlich passiert. EA verkauft einen Cheat. Der Cheat in Dead Space 3 heißt „unendlich Ressourcen“ und wurde in ebenso unendlich viele verbrauchbare 99ct-Häppchen zerhackt.
Der erste Schritt in ein neues Zeitalter der Cheats – und der universelle Cheatcode wird auf eurer Kreditkarte aufgedruckt sein.
EA will nicht den frustempfindlichen Spielern helfen. Das wollte Nintendo, als sie Demo Play in New Super Mario Brothers Wii eingebaut haben. Will man solchen Spielern helfen, tut es auch ein herkömmliches Cheatmenü, welches dafür dann meinetwegen das Achievementsystem deaktiviert. Saints Row 3 hat genau das bereits vorgemacht und wird nicht der einzige Titel mit einer vergleichbaren Funktion sein.
Ich habe ein paar weitere Ideen für EA, die sie in zukünftige Titeln verbauen können.
99ct für 10 Minuten Unverwundbarkeit. Das reicht locker um den Boss zu knacken, für den ich nicht die passende Strategie lernen will.
99ct für eine Munitionskiste. Mehr als genug Mun für die nächste Gegnerwelle, ohne dafür auf geiles Streufeuer verzichten zu müssen.
99ct für das Freischalten eines unerreichten Levels. Ich hätte mich schon irgendwann bis zum Finale vorgearbeitet, aber ich habe auch echt besseres zu tun.
Bis es soweit ist, schwelge ich noch ein bisschen in den Erinnerungen an IDDQD und IDKFA, die noch umsonst mitgeliefert wurden.
Neu auf http://t.co/ohTnYfRA: Die Monetarisierung des Cheats http://t.co/XnEn9DnT
EA tut den ersten Schritt in ein neues Zeitalter der Cheats – der Code wird auf eurer Kreditkarte aufgedruckt sein. http://t.co/yTc0b2v1
Dass die Mechaniken des F2P-Martkes in einen AAA-Titel Einzug finden könnte man doch auch einfach als Wechsel in der gesamten Branche sehen?
Ich hörte und sah schon manch Interview, in dem gesagt wurde (zB Yerli bei Warface), dass F2P die Zukunft sein wird. Vielleicht ist Dead Space 3 der Anfang dieser Bewegung?
Daher würde ich dies nicht als „Kaufen von Cheats“ bezeichnen, was es ja schon in den F2P-Titel eigentlich ist, sondern eher als Wegweiser für eine Entwicklung die kommen wird, wenn man diesen Stimmen, siehe oben, traut.
Ich will kein Spielverderber sein, aber wo ist da jetzt die Neuigkeit?
http://www.antigames.de/2006/09/05/einmal-alles-freischalten-das-macht-3999/
Und das gibt es ja auch für andere Spiele. Also kaufbare Unlock-All-Codes. Weil man das Spiel ja nicht spielen will, oder so.
Ich sehen den Unterschied darin, dass hier eine „Verbrauchsware“ angeboten wird. Ressourcen braucht man immer wieder und man kann immer wieder Geld dafür ausgeben, während man z.B. alle Waffen einmal hat.
Ein Cheat hebelt die Regeln des Spiels aus. In dem Fall von Dead Space 3 kann davon aber nicht die Rede sein, da hier lediglich ein Vorgang – die Entwicklung und Übergabe von neuen Waffen an den Spieler – beschleunigt wird. Man hat es also eher mit einer Boosting-Option zu tun, die sich aber immer noch in den Grenzen der Spielregeln bewegt. Wer zu ungeschickt beim Zielen und Abfeuern der Waffen ist, verliert am Ende trotzdem sein Leben.
Davon ab sehe ich das ganz ähnlich wie Missingo. Das ist echt alter Hut. Boosterpacks gibt es schon seit vielen Jahren. Fragwürdiger finde ich an dieser Stelle, in wie weit diese Option das Einzelspielererlebnis vor allem dramaturgisch beeinflusst.
Guter Blog. Im Spiel treffen dann Spieler aufeinander, wo Spieler 1 sich seine Erfolge erspielt hat (incl. guter Ausrüstung) und Spieler 2 hat sich diese Erfolge erkauft hat. Da wird es dann unfair und ich meine Spieler mit erkaufter Ausrüstung und erkauften Erfolgen müssen von offiziellen Ranglisten und Mehrspielerarenas ausgeschlossen werden. Ich kann verstehen das man aus Zeitmangel und oft auch mangels Fähigeiten gerne auf Cheats zurückgreift und so den Frust umgeht wenn man ein Spiel nicht auf die reguläre Art beenden kann. Man soll sich dann bitte aber auch nicht mit Erfolgen in den offiziellen Ranglisten brüsten.