Auch heute stürze ich mich zum ersten Mal in eine Spieleserie, die schon Jahrzehnte auf dem Buckel hat, die ich vorher aber nie anrührte. Der Name des Probanden: Thief. Natürlich kannte ich die Grundprämisse schon vorher: Ein Meisterdieb namens Garret kommt einem (oder mehreren) Komplotten auf die Spur. Angesiedelt in einer Mittelalter-Steampunk Umgebung wurde Thief – The Dark Project[1] (neben Metal Gear und Tenchu) schnell zum Urvater des modernen 1st-Person Schleichshooters. Wobei „SCHLEICHEN“ in großen Lettern geschrieben wird und „shooter“ nur den letzten Ausweg darstellt. Thief verkörpert nun den vierten Teil der Reihe, welche sich eine Auszeit von 10 Jahren nahm.
Hiatus
Die Erwartungshaltung war entsprechend gestiegen. Gut, bei mir nicht so, aber ich hatte mich bis dahin auch nicht wirklich für die Serie interessiert. Über Micha bekam ich aber dann doch die Möglichkeit, Thief zu spielen. Und da es um neue Spiele für die PS4 immer noch nicht so gut bestellt ist, ließ ich mich auch nicht lange bitten und tauchte ab in die Welt der Meisterdiebe …

Hätten sie mal Tech-Nick gefragt…


Da ist noch mehr


Fast…aber auch nur fast
Die Story ist leider auch nicht das Gelbe vom Ei. Sie tut nicht weh, aber so richtig involviert war ich nie. Dafür waren die Charaktere zu weit weg vom Punkt, an dem ich sie sympathisch gefunden hätte. Die Figurengestaltung ist auch ein wenig … müßig … geraten. Man erkennt, dass sich da gute Charakterisierungen verstecken, unterm Strich verstricken sich die meisten aber in wiederkehrenden Klischees. Einzig die Heroine, Erin, kommt sehr gut rüber und ist sowohl rebellisch, als auch mysteriös genug, um sich interessant zu machen. Anderen, wie der Königin der Bettler oder Basso fehlen der nötige „Punch“, um im Gedächtnis zu bleiben. Zum Schluss stellte sich auch nur der Drang ein, das Spiel zu beenden, nicht weil ich unbedingt wissen wollte, wie es ausgeht, sondern einfach, weil ich fertig werden wollte. Schade, da das Spiel wirklich gute Setpieces beinhaltet. Höhepunkt ist da wahrscheinlich der Besuch einer Irrenanstalt, was inzwischen ja immer mehr zum guten Ton zu werden scheint (Hi, Outlast!). Die Stadt dient als Verteiler zwischen den einzelnen Leveln (Acht an der Zahl) und kann weitestgehend frei bereist werden. Auch findet man hier die einzelnen Nebenmissionen.
Einige Male musste ich echt die Luft anhalten, weil ich Angst hatte, erwischt zu werden. Ein wohliger Schauer, keine Frage. Nur verblasste dieser Schleichaspekt immer mehr mit zunehmender Spielzeit und wich Action- und Spukeinlagen. Was aber sehr gut funktioniert hat, war eine Art „Befriedigung“ innerer Neugierde. Einfach in fremde Häuser einsteigen, sich umsehen, sehen, wie die Bewohner die Wohnung eingerichtet haben, wie sie leben – das schafft Thief besonders gut. Wenn man ihnen dann noch teure Schätze abnehmen kann, kriegt der innere Schweinehund auch gleichzeitig noch Futter – auch wenn ich mich manchmal schon gefragt habe, wie die Leute dann über die Runden kommen. Was ich aber immer gemacht habe: Meine Spuren verwischt, in dem ich zumindest die Schränke, Türen etc. hinter mir wieder verschlossen habe. Als Diebessimulator taugt Thief also schon. In diesen Momenten, wenn man eine Privatwohnung oder einen Laden ausraubt, spielt das Game auch seine Atmosphärenkarten richtig gut aus. Hier ist die Atmo zum schneiden dick, hier fühlt man sich wie eine Figur, die sich am liebsten im Schatten aufhält.

- [1]Oder auch: Dark Project – Der Meisterdieb↩