Ruhm ist nicht alles. Idolstatus, Energy Drinks, japanische Werbespots, eine riesige Fangemeinde und Kinofilme schützen nicht vor dem Gesetz. Der Banküberfall hätte so gut gelingen können. Maskiert mit übergroßen Johnny Gat Köpfen, ein paar Autogrammkarten später und in Begleitung mit dem feigen TV-Star Josh Birk, merkt das Team um die 3rd Street Saints, dass sie sich mit den Falschen angelegt haben. Der anfängliche Jäger wird zum Gejagten. Wer hätte auch erahnen können, dass die Bankangestellten mit militärischen Waffen bestückt sind? Zu allem Unglück schaltet sich dann noch Polizei und S.W.A.T. ein, was in einem Scharmützel in der Luft über Stilwater und später im Gefängnis endet. Der einflussreiche Boss des Syndikats, Phillipe Loren, schmiert die Polizei und ermöglicht so den drei Knastvögeln Gat, Shaundi und dem Anführer der Saints die Freiheit; nicht ganz, ohne ein Angebot zu unterbreiten, welches die Übergabe von zwei Saints Mitgliedern verlangt. So eine Dreistigkeit wird natürlich sofort abgelehnt. In einer furiosen Flucht aus dem Privatjet Lorens, landen die Saints in der vom Syndikat kontrollierten Stadt Steelport. Von hier an müssen sie sich erneut eine Respektbasis aufbauen, was ihnen aber in Konkurrenz zu den drei Gangs Morning Star, Deckers und Luchadores nicht leicht gemacht wird. Unterstützt vom getreuen Pierce und im weiteren Storyverlauf durch den Übermenschen Oleg, der ex-FBI Hackerin Kinzie, dem abgedrehten Zuhälter Zimos und dem Wrestler Angel geht es nicht nur den ruchlosen Verbrecherorganisationen an den Kragen. Es war allerdings ein großer Fehler, sich mit dem wahnsinnigen Wrestler Killbane – Anführer der Luchadores – und mit der Politik anzulegen. Denn wenn Kriminelle und Militär zusammenarbeiten, bleibt kein sicherer Platz für die Saints … und kein Auge trocken. Der ganz normale Wahnsinn Was wie eine völlig abgedrehte Action-Komödie beginnt, entwickelt sich im Verlaufe des Spiels zu einem wahnwitzigen Tohuwabohu der Extraklasse. Der Spieler übernimmt die Anführerrolle der 3rd Street Saints. Dabei ist das Aussehen seines Charakters völlig frei. Egal ob Mann oder Frau, dick oder dünn, grün oder blau, nach dem Prolog bietet einem der Charaktereditor eine schiere Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten seines „Helden“. Aber seid gewarnt, sollte man tatsächlich die Zombiestimme wählen, kann es schnell passieren, dass man vor lauter Lachen die Dialoge nicht mehr mit bekommt. Der dritte Teil der Saints Row Reihe strotzt nur so vor skurrilen Einfällen und frechen Seitenhieben auf Filme, Spiele und dem Starkult. Der Humor pendelt meist unter der Gürtellinie, aber wen stört‘s. Sich mal kräftig mit dem Penetrator durch Fußgänger oder Gegnerhorden prügeln oder sich wie ein Römer fühlen, wenn eine Kutsche von Zuhältern und Nutten gezogen wird – nicht zu vergessen, der Kurierservice mit Befriedigung auf der Rückbank oder Tiger als Beifahrer – unterhalten wird man die ganze Zeit. Im Allgemeinen ist die Hauptstory ein extrem bunter Actionfilm, in dem man als Spieler sehr gut integriert wird und die eine oder andere Überraschung nicht ausbleibt. Entscheidungsmöglichkeiten über den Verlauf des Plots sind nur an ausgewählter Stelle möglich und sehr gering eingesetzt. Ein alternatives Ende inklusive. Die Stadt Steelport stellt sich für den Spieler als große Spielwiese heraus. Neben der eigentlichen Geschichte hat man die Möglichkeit, sich und die Saints aufzurüsten, was in Form von Respektpunkten geschieht – sogar etwas Rollenspiel haben die Entwickler nicht vergessen. Hinzu kommt das „Erwerben“ und Tunen von Fahrzeugen (super Auswahl an Radiokanälen), das Kaufen von Kleidung, Waffen und Gebäuden oder das Ausweiten seines Machtstatus‘. Das Arsenal ist, was die Auswahl an Standardwaffen wie Pistole, MP oder Schrotflinte angeht, recht mager, dafür erhält man aber solch abgedrehte Konstruktionen, wie der Oktopus Raketenwerfer, einen Laser-Sensen-Hammer, Strahlenpistolen, den oben erwähnten Penetrator oder Furzgranaten. Zusätzlich bieten verschiedene Herausforderungen mächtig Abwechslung, z.B. eine Runde Pixelpanzer, TRON oder Versicherungsbetrügereien. Das Sandboxprinzip wird allerdings nicht richtig ausgenutzt. Die Aktivitäten sind begrenzt, insbesondere die Integrierung der städtischen Infrastruktur fällt relativ enttäuschend aus. Es ist zwar möglich, im Laufe des Spiels immer mehr Einrichtungen zu besuchen, doch bleiben einem stets die Hände gebunden. So viel wie: Gucken erlaubt, Anfassen verboten. Auch eine Interaktion mit seinen Mitmenschen fehlt komplett – wenn man mal von den Buxereien absieht. Lebendige Dialoge zwischen den Saints Charakteren und der Umwelt – insbesondere in den Missionen – lassen dieses Manko aber recht schnell verpuffen. Weiterer Spielspaß kommt hinzu, wenn der Spieler sich durch die kranke Reality Show „Professor Genki’s Super Ethical Reality Climax“ kämpfen muss oder mit Senkrechtstartern der Super-Einheit STAG den Hintern versohlt. Auch Kidnapping in Form von „frommen“ Comicfiguren gehört natürlich dazu. Fans mit inbegriffen. Das Spiel bietet dreckigen Humor und übertriebene Gewalt. Wobei letztere so abstrus dargestellt wird, dass das Verschütten des roten Lebenssaftes niemals als grausam wahrgenommen werden kann. Wer eine sadistische Ader hat, kommt um fiese Lachanfälle vor dem Fernseher nicht umhin. Ja, ich gebe es zu, ich habe die USK-Fassung gespielt. In dieser ist die Polizei ein bisschen penetranter bei kleinen Delikten und der sogenannte Whore-Modus fehlt. Aber so wirklich stören tut das nicht. Schön auf die Kacke hauen kann man auch damit. Einziger Wermutstropfen ist die Inkompatibilität im Koop-Modus mit anderen Spielversionen. Das ganz wahnsinnig Normale Technisch gesehen gehört Saints Row: The Third nicht zu den Perlen. Steelport scheint bevölkert von Klonen, die keinen Sinn für Kunst haben. Jedenfalls schauen die Stadt und ihre Mitmenschen doch recht karg aus im Gegensatz zu fast zeitgleich erschienen Spielen wie Grafikprimus Uncharted 3. In den Hauptmissionen wurde dann im Gegensatz etwas mehr in die Details gesteckt. Die Areale wirken abwechslungsreicher und die Prota- und Antagonisten selbst sind sehr gut animiert und designed. Frustrierend hingegen wird es, wenn man bei Scharen an Gegnern keine Zielhilfe hat oder im Allgemeinen das Zielen, besonders in den Flugmissionen, ein Glücksspiel wird. Ein Deckungssystem existiert erst gar nicht und kann in der Hitze des Gefechts den schnellen Tod bedeuten. Die Rücksetzpunkte wurden aber fair gesetzt, nach mehrmaligen misslungenen Anläufen packt man es schließlich doch. Die Entwickler von Volition Inc. haben mit Saints Row 3 ein witziges und sehr abwechslungsreiches Open World Third-Person Actionspiel geschaffen, welches auch nicht vor Genre-Crossover scheut, wie Shooter oder Rollenspiel. Es lebt von vielen sehr gut inszenierten Zwischensequenzen (u.a. gesprochen von Hulk Hogan). Die Saints und ihre Verbündeten, sowie die kranke Konkurrenz kann man einfach nur sympathisch finden, und es macht unglaublich Spaß, wenn man deren chaotisches Schicksal live miterlebt. Selbstverständlich erlaubt einem das Spiel nach Beenden des Plots, sich weiter in Steelport zu vergnügen und seinen Respekt auszuweiten. Zusätzliche DLC’s, unter anderem drei neue Missionen: „Genkibowl VII“, „Gangstas in Space“ und „The Trouble with Clones“, bieten optionale Möglichkeiten, sich über die Haupthandlung hinaus weiterhin mit den Saints zu beschäftigen, auch wenn einem schon die ganze Stadt gehören sollte. Zahlreiche Stunden an Spielspaß, die an Umfang schon Final Fantasy-Ausmaße erreichen, werden den Spieler, wahlweise auch im Koop-Modus, mit den rasanten Abenteuern der Saints fesseln.