„Es ist wie in alten Zeiten, nicht wahr?!“ ruft mir ein Soldat während der ersten Sekunden des Spiels zu und trifft damit den Nagel auf den Kopf: Die Videospielumsetzung der weltberühmten Actionfilm-Reihe mit Sylvester Stallone ist ein Lightgun-Shooter, wo die Kamera sich auf festen Bahnen bewegt und man nur das Fadenkreuz bedient. Es gehört somit in das gleiche Genre wie zahlreiche Arcade-Spiele von Namco oder jüngere Interpretationen wie etwa das grandiose Dead Space: Extraction. Auch wenn der erste Film vom ursprünglichen Roman First Blood von David Morell abweicht und Rambo dort nur einen einzigen Menschen (versehentlich) tötet, wirkt die Entscheidung einen plumpen Shooter zu entwickeln zumindest aus meiner Sicht mehr aus plausibel – vor allem, wenn man sich den zweiten und dritten Film anschaut.
Ich sage es gleich vorweg: Die Filmfigur Rambo ist mir wirklich fürchterlich egal. Selbstverständlich hat er meine Imagination damals als Junge bei zahlreichen, mit Super Soakern und Wasserbomben unterstützten Räuber & Gendarm-Spielchen nicht unwesentlich beeinflusst. Aber je älter ich wurde, desto mehr wurde mir die patriotische Spinnerei hinter seinen vermeintlichen Kriegsabenteuern bewusst. Nun, der erste Film in allen Ehren: Er wirft wie der Roman interessante Fragen zum Trauma vieler Vietnam-Kriegsveteranen auf. Und der vierte Film hat erstaunlich viel Nervenkitzel und presst zumindest die schrecklichen Geschehnisse von Burma in das Hirn seiner Zuschauer. Aber ich bin weit davon entfernt Rambo zu verehren oder ihm Kultstatus zu attestieren. Bei diesem Aspekt konnte ich entsprechend neutral dem Spiel gegenübertreten.
„[…] Wir haben das Vietnamtrauma hinter uns gelassen.“
25. Mai 1981, State Department
Hat man diesen gewissen Rambo-Flair erst einmal verdaut, bleibt zumindest ein passabler Lightgun-Shooter, der für alle Freunde des Genres durchaus einen Blick wert ist. Dies setzt allerdings voraus, dass sie über eine Playstation 3 mit Move-Controller verfügen und über einige Unzulänglichkeiten hinwegsehen können. Wichtig ist zu allererst: Der Witz eines Railshooters, nämlich das Zielen wie mit einer Pistole, geht bei einer Steuerung mit Maus am PC oder per Gamepad an der Xbox 360 selbstverständlich flöten. Schenken wir uns hier ebenso jegliche Kommentare über die nicht mehr zeitgemäße Grafik – selbst die beliebten Namco-Titel, wie etwa Time Crisis, können sich nicht mit überwältigender Technik rühmen.

Viele Kritiker wussten offenbar nicht, wie sie diesem Spiel begegnen sollten und reagierten reflexartig mit Spott und Beleidigungen. Rambo ist allerdings keine absolute Katastrophe, wie die Pressestimmen suggerieren. Aber es ist aus vielerlei Hinsicht auch nicht gut. Interessant dürfte das Spiel für all jene Personen sein, die sich die PS3-Move allein wegen anderer Railshooter zugelegt haben, die durch Bewegungsteuerung im Allgemeinen eine kleine Renaissance feiern konnten. Ein nettes Perk-System hält dieses Publikum für ein paar Stunden bei der Stange und der 2-Spieler-Modus kann durchaus Arcade-Flair vermitteln. Aber die echte verpasste Chance des Spiels ist es, seinen Protagonisten nicht an heutige Gepflogenheiten angepasst zu haben, was angesichts des polnischen Entwicklerteams, denen man durchaus eine gesunde Distanz zum Quellmaterial zugetraut haben könnte, ziemlich überrascht. Ideale Möglichkeiten hätte es nur zwei gegeben: Ertragen lässt sich Rambo heute nur mit sehr viel Ironie. Oder eben als äußerst gebrochene, düstere Figur wie in dem viertem Film. In seiner jetzigen Form wirkt das Spiel in vielerlei Hinsicht wie ein Relikt aus alten Zeiten.

[…] 2011 begonnene Kreis wird nun endlich geschlossen. Torsten von Dons Welt und Micha sprechen über Rambo – The Videogame, nachdem sie vor drei Jahren auf der Messe zum ersten Mal vor der Kamera ihre Eindrücke […]