Die Velianer habens nicht leicht. Irgendwann im 25. Jahrhundert wird ihr Planet von den Cyberpocken befallen und alle Bewohner in Biomechanoiden transformiert, die ein gemeinsames Schwarmbewusstsein entwickeln. Das alles stört die galaktische Föderation nicht die Bohne, bis die Velianer anfangen Raumtransporter zu überfallen. Genau das passiert auch unserem Helden Lieutenant Pavel Armstrong. Frei nach dem Motto „der einzige Weg raus ist mittendurch“ sägt er sich durch die velianischen Horden bis in das Herz der Plage. So die Vorgeschichte zu Operation Matriarchy, einem PC-Titel der Entwickler MADia (Echelon: Wind Warriors) aus dem Jahr 2005. Nun, erstmal zu der Frage, was den Reviewer motiviert hat. 5 Jahre nach dem Erscheinen einen russischen Ego-Shooter zu spielen – gäbe es einen Biomechaniden-Fanclub wäre ich wahrscheinlich zumindest zweiter Vorsitzender. Ausserdem gab es den Titel bei Amazon für nichtmal einen Euro auf dem virtuellen Grabbeltisch. Angriff der Kabelträger Nach zwei Texttafeln, die die Ladezeit überbrücken, befinden wir uns in einem der Cryoräume und suchen uns erstmal eine Waffe und eine Rüstung zusammen. Nach der ersten Angriffswelle wird klar, warum der Shooter Operation Matriarchy heisst – nur der weibliche Teil der velianischen Bevölkerung ist noch erkennbar Humanoid, die männliche Teil dient als Arbeitsdrone oder lediglich als Fleischlieferanten für die dickeren Gegner. Dazu gehören die Golems, die von einer Velianerin im Bauch gesteuert werden, oder bionische Kampfroboter mit einer Pilotin in der Kanzel. Einfallsreicher war die Borg-Königin aus dem Star Trek Universum auch nicht. Die Animationen sind mit anderen Top-Titeln aus 2005 wie Half Life 2 natürlich nicht zu vergleichen, für Motion-Capturing war das Entwicklungsbudget eher einige Kategorien zu klein. Auf der einen Seite lässt das hohe Spieltempo lässt die Handkanten und Fusstritte der Assasinen gut aussehen. Auf der anderen Seite zappeln Gegnertypen mit weniger Animationsphasen, wie die Diroden, eher albern vor sich hin. Unfreiwillig komisch ist auch die primitive Ragdoll-Physik, durch die zwar nicht alle geklonten Kabelträgerinnen den gleichen Todestanz aufführen, dafür aber steif an Rohren lehnend oder in Türrahmen feststeckend das Zeitliche segnen. Immerhin kann man durch Gegner nach ihrem Ableben hindurchlaufen, so dass man nicht in engen Passagen steckenbleibt. Stark an der Atmosphäre kratzt das Sounddesign. Musik und Soundeffekte sind nämlich so gut wie nicht vorhanden, das Waffenarsenal von Freund und Feind klingt flach und generisch. Unverständlich, da gerade hier mit wenig Aufwand viele Punkte zu holen sind. Da fallen die mit starkem Akzent vorgetragenen Sprachfetzen der Laiensprecher schon garnicht mehr negativ auf. Mehr Energie ist in die Levels geflossen. Vom Cryoraum geht aus geht es durch die Decks des Transporters Varyag in ein Fluchtshuttle, auf eine orbitale Raumstation und schließlich hinunter auf Garkh-Kow, den Heimatplaneten der Velianer. Nach einem kurzen Wüstenabschnitt ballert sich Armstrong zum Finale hin durch ein gigereskes Höhlensystem, in dem der Schleim nur so tropft und die Strukturen wie gewachsen scheinen. Der Aufbau der einzelnen Passagen ist sehr linear, ausser der Suche nach Schlüsseln und Schaltern gibt es wenig zu tun. Auch Cutscenes gibt es leider so gut wie keine, die Story wird bruchstückhaft auf den schon erwähnten Texttafeln während des Ladevorgangs erzählt. Lieutenant Armstrong bleibt als Charakter so blass wie der Space Marine aus dem ersten DOOM, Details bleiben der Fantasie des Spielers überlassen. Operation gelungen, Patient tot Insgesamt kann ich Operation Matriarchy niemanden empfehlen, der nicht beim Anblick von Kabeln und Fleisch in Verzückung gerät. Und auch meine lieben Mit-Technophile investieren die Zeit besser in die Suche nach einem schnuckligen Bildband von Giger oder Sorayama. Das Retro-Feeling ist zwar irgendwie charmant, solche Gelüste befriedigt der Shooterveteran aber besser mit einer Runde Serious Sam oder einem der A-Titel der entsprechenden Shootergeneration, die es inzwischen auch für ein paar Euros zu ergattern gibt. Operation Matriarchy kommt mit englischen Bildschirmtexten auf zwei CDs in der üblichen DVD-Verpackung. Einen Kopierschutz gibt es ebenso wenig wie einen Multiplayermodus, das Handbuch liegt als PDF auf CD vor. Besitzern von Widescreen-Monitoren werden zwar entsprechende Modi angeboten, das Spiel schneidet dann aber vertikal ein gutes Stück des Bilds ab.