Es gibt eine Frage, nur eine einzige Frage, die tief in meinem Herzen brennt. Sie glüht und zieht und schreit und weint und flennt. Diese Frage zog mich einst in die Ferne, als ich alles zu haben schien, was das Leben mir vermeintlich bieten konnte. Einst zog ich aus, reiste weit weg, immer dem Horizont entgegen, bis ich den Eindruck gewann, die Sonne selbst berühren zu können. Was immer auch vor mir zu liegen schien: Ich wollte es erfahren, es begreifen lernen, es mit meinen Händen berühren. Es sollte mich nur immer weiter zu sich ziehen lassen, damit die Distanz zwischen dem, was einmal war, und dem, was noch werden sollte, stetig wuchs. Ja, ich floh. Immer wieder redete ich mir ein: „Prinzessin, lebe nach deinem Herzen.“ Aber ich hörte nicht richtig zu. Ich verstand nicht, was mein Herz mir sagte. Ein betrügerischer Teil meines Ichs verdrehte die Worte, die aus meinem Inneren kamen. Erst als er es Leid wurde zu lügen, dämmerte mir allmählich, dass ich am Horizon keine der Antworten finden würde, die in mir aufkeimten. Um zu erfahren, wohin du gehen möchtest, musst du den Ort besuchen, an dem du bereits gewesen bist. Also reiste ich zurück, kam wieder an den Platz, an dem ich einst startete. Doch als ich ihn wieder vor Augen hatte, erkannte ich meine Rücksichtslosigkeit, mit der ich ihn damals zurückgelassen hatte. Verblasst waren die Erinnerungen an die Bewohner, die hier einst ihre Kreise zogen. Ihre Geister scheinen noch zwischen den Bauten längst vergessener Architekten zu gleiten; ihre Stimmen verschwimmen mit dem kalten Wind zu einem melancholischen Chor. Aber was ich von ihnen trotz grösster Anstrengung vernehmen kann, sind nur wirre Worte; irrationale Fragmente verwirrter Gedanken, die sich an ein früheres, glückliches Leben klammerten. Ich verstand sie nicht. Aber ich verstand ebenso mich selbst nicht. Unsere Ziellosigkeit machte uns zu Verbündeten. So begab ich mich auf die Suche. Weit trug mich der Durst nach Antworten, hoch auf die höchsten Türme und tief in die finstersten Katakomben einer vergangenen Kultur. Verwoben waren die Pfade zwischen den Pfeilern und es war nötig meine Sicht auf die Dinge zu verändern. Ich drehte, neigte, versetzte meinen Kopf; stand mit den Füßen an der Decke, auf den Boden herabblickend, als hätte sich das Firmament aus einer spontanen Laune heraus für ein Nickerchen auf dem Bauch entschieden. Aber der Perspektivenwechsel war wichtig. Der Horizont, den ich mit meiner Flucht in entfernte Lande zu erweitern versuchte, vergrößerte sich hier mit einem einzigem, gar winzigem Fingerzeig innerhalb weniger Meter. Nicht einmal eine Reise bis ans Ende der Welt hätte mir auf gleiche Art die Augen und den Verstand öffnen können. Schon bald tanzte ich lachend wie eine Ballerina mit geübten Zehenspitzen auf dem schmalen Grad stoischer Physik und ungezügeltem Wahnwitz. Für wenige Augenblicke vergaß ich manchmal den Grund meiner Wiederkehr; lies mich von der Leichtigkeit entführen, als hätten ihre sanften Lippen meinen Nacken neckisch berührt. Es fuhr mir die Wirbelsäule hinab, als ich mit staunenden Blicken die Wandlung von Form und Farbe der massiven Bauten beobachten konnte. Ein kunstvolles Schauspiel für die Sinne, an dem ich nie die Lust verlor. Aber alles ist vergänglich. Alles wird sterben. Ein Teil meines Verstandes – lauernd, kichernd, irgendwo in einer dunklen Ecke hockend, wo ich meine fehlgeleiteten, unerträglichen Spinnereien ablud – sagt mir: Etwas wird an diesem Ort enden. Vielleicht nicht dein Leben, vielleicht nicht deine Reise. Aber etwas Bedeutsames wird geschehen, sich verändern, sich wandeln, zu etwas Neuem werden. Um wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen, musst du manchmal einen Schritt zurücktreten und dich selbst betrachten, Prinzessin. Eine andere Sicht gewinnen ist das, was ich an diesem Ort gelernt habe. Vielleicht wird er mir sogar vergeben, dass ich ihm einst den Rücken gekehrt habe. Ich spüre die Notwendigkeit dieser Erkenntnis, denn sie wird mich letztendlich zur Wahrheit, zur Antwort führen. Eine Antwort auf eine Frage, nur eine einzige Frage, die tief in meinem Herzen brennt. Sie glüht und zieht und schreit und weint und flennt: Wer bin ich? Monument ValleyMonument Valley ist ein einfaches, aber erlebnisorientiertes Puzzlespiel, dass nicht nur mit seiner M.C. Escher-inspirierten Levelarchitektur die Sinne zu schmeicheln und zu überraschen weiß, sondern ganz nebenher philosophische Fragen zu Selbstwahrnehmung und dem eigenem Platz im Leben stellt.9Gesamtwertung