Die Hyperdimension Neptunia-Reihe visualisiert eine abwegige Idee: Es gibt eine Welt, in der Spielkonsolen, dargestellt von quirligen Anime-Mädchen, ganze Königreiche regieren, die alle zwar in Konkurrenz zueinander stehen, aber trotzdem gemeinsam für das Gleichgewicht kämpfen müssen. Aha. Selbstverständlich überträgt sich der Charakter der Spielkonsole auf das jeweilige Mädchen. Das Equivalent zur Wii ist beispielsweise eine zierliche, super-fröhliche junge Dame, während die Xbox eine große, angeberische Frau mittleren Alters mit gigantischen Brüsten ist. Oho. JRPG-typisch gibt es die Protagonisten in zwei Varianten: In ihrer üblichen Form tragen sie mädchenhafte Kleidung, die Fan-Service und gewisse Fetische dezent unterstützt. Na gut. Aber es gibt noch die super-duper-ultra-power-Form, bei der die Alltagskleidung einem speziellen Anzug weicht, der am besten als „Ein Hauch von Nichts“ beschrieben werden kann. Ooooookay.

Dicke CPU-Power wohnt, ach! in meinen Brüsten.

Es ist wenig überraschend, dass bei dieser Prämisse die Hauptreihe aus faden JRPGS besteht, die ziemlich öde Dungeons hintereinander reiht. Zu sehr verlassen sich diese Spiele auf ihre erotische Komponente und Parodie der Konsolenwelt. Letztere funktioniert durchaus; wünschenswert wäre nur gewesen, sich dafür nicht durch pure Einfallslosigkeit zu kämpfen. Weitaus bessere Aussichten verspricht dieses Spinoff namens „PP – Producing Perfection„, bei der das Rollenspiel einem Idol-Manager weicht. Heisst: Die Aufgabe des Spielers ist es, eins der Mädchen zum Popstar zu machen. Eine solche Raising Simulation macht im Kontext der ohnehin im Mittelpunkt stehenden Damen durchaus Sinn und anfänglich sieht es auch so aus, als hätte die Reihe mit diesem Genreausflug seine wahre Bestimmung gefunden: Man kann Songs komponieren lassen, Shows planen, Training anleiern und Charakterfähigkeiten aufwerten lassen, während man sich mit dem angehenden Popstar auseinandersetzt. Mit richtigen Antworten auf dringende Fragen hilft der Spieler auch in Dialogen bei fehlender Motivation, Übermut oder Lustlosigkeit.

Aber das täuscht. Hauptreiz eines solchen Spiels sollte es sein, das Vertrauen des Schützlings zu gewinnen und zudem unter Berücksichtigung psychologischer Aspekte schwierige Situationen, sowie Stress im Angesicht nahender Konzerte mit kreischenden Menschenmassen zu meistern. Und: Natürlich schwingt in der Fantasie einiger Spieler(innen) auch ein sexueller Hintergedanke eine Rolle. Nun, beide Erwartungen erfüllt das Spiel nicht.
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Bleiben wir zunächst bei der Erotik. Selten wird diese in den ausgiebigen, viel zu langen Gesprächen impliziert. Und wenn, dann äußerst plump. Wer sich im Spiel eine der erwachsenen, erotischeren Figuren aussucht – ich unterstelle der Zielgruppe hier einfach mal etwas – , möchte seine Fantasie auch ein wenig stimulieren, auch wenn es am Ende nicht zu einer Liebesbeziehung kommt. Nur unerfüllte Liebe kann romantisch sein. Doch selbst für Otakus bleibt hier wenig. Das Spiel hätte dazu frecher, ja, deutlich schlüpfriger sein müssen. Das hätte selbstverständlich auch einen großen Schwenk weg von den teils kindlich wirkenden Figuren bedurft, um unangenehme Assoziationen zu vermeiden. In der aktuellen Form verhindert das Spiel wenigstens allergrößte Befremdung und verzichtet auf knappe Kostüme bei offensichtlich minderjährigen Charakteren.
Das Spiel hätte, deutlich schlüpfriger sein müssen.
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Für mich persönlich gravierender ist aber der Mangel an Interaktionsmöglichkeiten. Producing Perfection fühlt sich eher wie eine Visual Novel an, bei der Stats ohne größeres Zutun im Laufe der Spielzeit wachsen. Ich gewinne kein Gefühl dafür Kontrolle über die Entwicklung des Popstars zu haben; ein strategisches Element ist quasi nicht vorhanden. Die Tanz- und Gesangsfähigkeiten verbessern sich nahezu immer, egal was für ein Training ich auswähle. Andere Elemente folgen einem einfachen Schere-Stein-Papier-Prinzip: Auf Stress folgt Urlaub, auf Urlaub folgt Training, auf Training folgt ein Konzert, auf ein Konzert folgt Stress. Diese und andere Abläufe verändern sich kaum und bleiben über das gesamte Spiel hindurch reproduzierbar. Man hat den Eindruck einer fest vorgelegten, wenig aufregenden Geschichte zu folgen, bei der man wenig Einfluss auf den Verlauf hat. Das ist für ein strategisches Management-Spiel reichlich absurd.
Verwaltung auf Autopilot

Empfehlenswert dürfte Producing Perfection insofern nur für Personen sein, die absolut in die Hyperdimension Neptunia-Reihe vernarrt sind und von den Heldinnen nicht genug bekommen können. Ich persönlich bin aus dem Stirnrunzeln einfach nicht mehr herausgekommen. Und wenn man schon niedere Reize anspricht, um ein Spiel verkaufen zu wollen, muss man wenigstens DAS richtig tun. Mit Spielen wie Hatsune Miku oder Idolmaster sind Otakus indes weitaus besser bedient.

Hyperdimension Neptunia PP
Das Management eines Popstars klingt durchaus reizvoll, doch Hyperdimension Neptunia PP verpackt dieses Konzept in einen farblos geschriebene Visual Novel, bei der man wenig Einfluss auf das Schicksal der Protagonisten hat. Das wäre bei einer spannenden Geschichte nicht schlimm; bei einer Management-Simulation ohne interessante Handlung aber ein indiskutabler Zustand.

3Gesamtwertung