Juhu, endlich mal wieder ein Spiel mit „Dark“ im Namen! Wurde ja auch Zeit, so selten, wie es solche Namenstitel gibt! Fast so selten, wie „Dead“ oder „War“. Seufz. Nun denn, „Dark Sector“ heißt das Spiel, worum es hier geht. Offiziell angekündigt im Jahre 2004, sah es nach einem 3rd Person Shooter im Weltenraum aus, wo der Spieler in nem super-duper Anzug steckte, der ein bisschen nach ner Mischung aus Iron Man und einem Eldar Krieger aussah. Dies war dem Entwickler aber dann doch zu generisch und man entschied sich für ein komplett neues, vor Innovation strotzendes Setting. Man verlegte die Story in ein imaginäres Ex-Sowjet Land (kurz: iESL) des Jahres 2007(wie viele imaginäre Ex-Sowjet Länder gibt es eigentlich inzwischen schon?). Darin greift ein Virus um sich, welches die Bürger erst in willenlose Zombies und dann in komische Viescher verwandelt. How originell!?!. Seufz2. Als CIA Agent Hayden Tenno soll man in diesem iESL (Lasria mit Namen) einen anderen Agenten befreien. Mit befreien ist natürlich „töten“ gemeint. Schafft man auch, aber natürlich hittet the shit erstmal richtig den fan dabei, wie könnte es auch anders sein und man wird selbst infiziert. Bis jetzt spielt sich das ganze wie ein netter Gears Of War/Resident Evil 4 Klonhybrid, was sich im weiteren Spielverlauf auch nicht großartig ändern wird. Stichworte „Schwarzmarkt“, „Deckungssystem“, you know rest… Der gesamte Prolog wird in schwarz weiß präsentiert, damit auch die Künstler unter den Action goutierern frohlocken können. Fortan habt ihr an nettes Spielzeug wortwörtlich an der Hand, den „Glaive“. Dieses feine Schnetzelinstrument erinnert an einen Wurfstern aus Predator und hat auch denselben Körperteilungseffekt. Und mit dem Teil geht dann einiges. Anfangs kann man es nur stupide gerade aus werfen, doch nach und nach erweitern sich die Fähigkeiten. Erst erlernt ihr nen „Power Throw“, wo ihr den Abwurf gut timen müsst, um einen noch härteren Wurf abzugeben. „Aktives Nachladen“, anyone? Dann könnt ihr den Glaive, per „Aftertouch“ noch zielgenau in den Hals des nächst besten Gegners steuern, oder ihn elektrisieren, vereisen oder anheizen, was dann bei einem Treffer einen instant Death des Gegners zu Folge habt. Außerdem kann man später einen Kugelschutzschild erstellen oder sich komplett unsichtbar machen, was ein paar taktische Möglichkeiten eröffnet. blutiger Ersatz Dieses Aufladen des Glaives durch Elemente wird auch im Spielverlauf dazu verwendet, um bestimmte Rätsel zu lösen, wie z.B. das Öffnen elektrischer Schlösser, nachdem ihr dem Glaive eine Elektrokur verpasst habt. Was, habe ich da gerade „Pseudorätsel“ gehört? Ich bitte euch, ich habe mir dieses Spiel doch extra wegen diesen, hoch anspruchsvollen und nie langweilig werdenden Rätseleinlagen geliehen. Nicht etwa, weil man Körperteile abtrennen kann. In Zeitlupe. Und blutig. Sabber. Soviel also zur Autopsychologie. Ihr habt aber sicherlich schon bemerkt: Besonders Storylastig geht es bei Dark Sector nicht zu. Wenn ein Spiel hier schon mit den Zeilen „Zu brutal für Deutschland?“ beworben wird, darf man in der Hinsicht auch nicht viel erwarten. Die Story versucht zwar an manchen Stellen überraschend zu wirken, schafft dies aber nicht so wirklich. Liegt auch daran, dass Lippensynchronisität in Lasria ein Fremdwort ist. Wenn ein Charakter einen Satz mit 5 Worten maximal ausspricht, der Mund sich aber noch geschätzte 5 Sekunden nach dem letzten Wort weiter bewegt, nützt einem die größte Dramaturgie recht wenig, so was wirkt dann eher erheiternd bis trashig. Das ist wirklich Schade, versprüht das Spiel doch eine recht stimmige Atmosphäre. Die Schauplätze, wenn auch nicht wirklich abwechslungsreich (verfallende Bahnhöfe, verfallende Hinterhöfe, verfallende Schiffe, verfallende Fabriken, verfallende Krankenhäuser – ich glaube, ich erkenne da ein Muster…) sind stimmungsvoll in Szene gesetzt. Der Sound trägt auch gut dazu bei. Die Waffensounds sind wuchtig, der Glaive singt gut in der Luft und die Stimmen der ABC Soldaten und Kreaturen passen gut und sind im Falle der Kreaturen schön ekelig. Leider zieht sich das nicht bis zu den Stimmen der Hauptcharaktere durch. Diese klingen doch eher gelangweilt und unpassend. Auch ist das Röcheln und Schreien beim abnippeln der Gegner etwas sehr übertrieben. 5 Sekunden schreien am Spieß muss dann doch nicht sein. Noch ein Grund, warum ich eher auf die Köpfe gezielt habe, da blieben die dann komischer weise ruhig. Etwas unnützes Trivialwissen an der Stelle: Im englischen Original hat Jürgen Prochnow eine Sprachrolle ergattert. Wie gehabt. Aber gut. Der Glaive ist dann so ziemlich das einzige, was Dark Sector zu anderen Genrespielen unterscheidet, dies aber gekonnt. Es läuft zwar immer nach Schema F ab, sprich Raum ist geflutet von Gegnern, die alle darauf warten, irgendwas amputiert zu bekommen, wobei man dann gerne hilft, bis alle entledigt wurden, man geht weiter zum nächsten Gegnerabschnitt, wiederholt das ganze, geht wieder zurück, stellt fest, dass wieder einige Entleibungswillige aufgetaucht sind und schmeißt wieder den Glaive um sich, bis die Putzkolonne Überstunden schieben darf. Liest sich zwar sehr monoton, spielt sich aber überraschend gut. An keiner Stelle hatte ich das Gefühl, dass die Kämpfe langweilig werden würden, was auch an der KI liegt, welche ganz gerne mal flankiert, oder in den Rücken springt. Manchmal hat man aber das Gefühl, dass die ABC Soldaten ihren Titel zu wörtlich nehmen, so wie sie sich immer an dieselbe Stelle stellen, wo kurz vorher einer der ihren gefällt wurde. An manchen Stellen darf man sich auch endlose Wellen von Zombies freuen, welche nicht aufhören, bis man einen bestimmten Punkt erreicht hat. Ab und an gesellt sich auch ein Bossgegner dazu, welche aber nicht sonderlich schwer sind, sobald man deren Angriffsschema geschnallt und ein adäquates Gegenmittel dazu gefunden hat. An der Stelle mal ein kleiner Auszug aus den Erfolgen. Töte jeweils 30 Gegner durch: Kopfschuß Köpfung Elektroglaive Feuerglaive Frostglaive Power-Throw-Glaive Flug-Kontroll-Glaive Makaber at it´s best, würde ich mal behaupten. Dazu kommen noch die obligatorischen „Level geschafft“ und „Endgegner besiegt“ Erfolge und so kam ich beim durchspielen auf 675 Pünktchen. Ne nette Ausbeute, wie ich finde. Ach, noch was, bevor ich langsam zum Ende komme: Beim Nahkampf muss sich der Glaive anscheinend mit Watte überziehen, so effektiv wie er nicht ist. Auch die Buttonbelegung ist etwas unausgegoren und überfrachtet. Desöfteren sprang Hayden todesmutig in Feindesfeuer, anstatt sich hinter ner Deckung zu verkriechen. Zum Ende des Spiels bekommt man noch ein Ganzkörperkondom spendiert, welches man angeblich braucht, um einen Endgegner zu schlagen. Ganz einfallsreich heißt dieser Nemesis. Seufz3. Eine Veränderung hab ich aber nicht gespürt, von wegen, dass ich vielleicht mehr aushalte, oder härter austeile. Das fällt dann wohl einfach unter die Kategorie: „was vom Originalkonzept übrig blieb“. Für die, die`s mögen. So, was wird mir von Dark Sector in Erinnerung bleiben? Wohl der Spaß, den ich bei den Glaivekämpfen hatte. Auch der Spruch „Lieber gut geklaut, als schlecht was neues gemacht“ kam mir öfters in den Sinn. Actionfans, die auch nichts gegen brutalste Brutalitäten haben, können gerne mal reinschauen. Nette Gimmicks, wie z.B. das Aufrüsten der Waffen im Schwarzmarkt, oder das man geklaute Waffen nur wenige Augenblicke benutzen kann, da die Infizierung erkannt wird, runden das Spiel dann positiv für mich ab. Der Abspann lässt auf eine übrigens auf einen Nachfolger hoffen (oder bangen), mein Titelvorschlag: „Dark Death of War“.