Bilder sagen mehr als 1000 Worte und deswegen beginne ich meinen Artikel mal so: Okay, jetzt wird selbst der letzte Redneck aus Bayern geschnallt haben, dass es um Assassin´s Creed geht. AC verfolgte seit Ankündigung ein reges Interesse in der Spieleszene. Das unkonventionelle Setting im späten 12ten Jahrhundert, gemixt mit zünftiger Messeraction, einer nahezu freien Spielwelt, die vielen Möglichkeiten der Auftragserfüllung und ein interessanter Hauptcharakter waren nur die Eckdaten, welche für Aufsehen erregten und die Erwartungen auf Höhe der ISS katapultierten. Der Hype war dementsprechend groß, als man im November endlich in die Haut des mittelalterlichen Hitman Altair schlüpfen durfte. Doch wie so oft bei solchen im Vorfeld gepushten AAA+ Titeln fielen einige Spieler sehr tief und sehr unsanft auf den Boden der Tatsachen. Wer war Schuld? Hatte das Produzententeam zu viel versprochen? Konnte Assassin´s Creed überhaupt den Argusaugen heutiger Zockern ohne Makel entkommen? Natürlich nicht. Sie sahen einige Schwächen, welche zugegebenermaßen auch so vorhanden sind. die Üblichen Vorab also meine „Ja Liste“: Ja, die Gegner-KI ist mitunter sehr zu Späßen auferlegt und versammelt sich um den Recken in braver Kaffeeklatsch-Manier und wartet geduldig darauf in euer Messer zu rennen. Ja, die Stadtwachen sind mitunter auf beiden Augen und mindestens 10 Hühneraugen blind, wenn ihr mal wieder den direkt nebenan postierten Nebenmann meuchelt und dann Lammfromm die Hände zum Gebet faltet – als einzig in Frage kommender Täter. Ja, und das ist wohl das größte JA, die Missionen laufen alle gleich ab. Sprich in jeder der 3 Städte Jerusalem, Akkon und Damaskus müsst ihr erst in euer Büro (welche anscheinend vom Urururururururur Urgroßvater von Herrn Ikea alle gleich eingerichett wurden), da kriegt ihr euer Ziel genannt, dann müsst ihr 3 von 6 Aufgaben erfüllen, welche auch immer gleich lauten (Taschendiebstahl, nervige Informantenaufträge, Leute abhören, Geständnis rausprügeln) und dann könnt ihr euer Ziel angreifen und umme Ecke bringen. Anschließend erfolgt noch die obligatorische Flucht zu eurem Büro. Ja, es ist nervig, nach jedem Auftrag wieder und wieder von der gleichen Heidi-Gedächtnis-Alm herunterzukraxeln, bis ihr euch in eine Stadt beamen könnt. Diejenigenwelchen, die deswegen das Spiel „langweilig“, „innovationsarm“ oder „lächerlich“ finden genießen zum Teil mein vollstes Verständnis. Es ist sicherlich nicht jedermanns Sache, durch antike Häuserschluchten zu laufen und drölfzich Türme im Heiligen Land zu besteigen. innere Werte Meiner Meinung nach lohnt es sich aber. Selten zuvor wurde ein Spiel so dermaßen gut präsentiert, wie hier. Vom Start weg zog es mich in seinen Bann. Geschickt werden Sci-Fi Elemente mit historisch einigermaßen korrekten Fakten [1] gemixt. Es war mir eine Wonne, „meinen“ Altair Le Parcour mäßig von Sims zu Sims springen zu lassen (okay, manchmal wollte er auch anstatt zum nächsten Festhaltepunkt lieber 100 Meter in die Tiefe stürzen, aber das könnte auch an mir gelegen haben *g*) und sämtliche Türme im Königreich zu erklimmen. Die brutal schönen Balletteinlagen mit dem Hieb- und Stichwerkzeug eurer Wahl erinnerten mich teilweise an eine vermittelalterlichung eines Gunfights aus einem John Woo Film aus seiner Hongkong Zeit, so anmutig waren sie anzuschauen, so brachial waren die Ergebnisse. Erst als die letzten Bürger gerettet, der höchste Turm erkundet und die letzte Nebenmission erfüllt war, erst dann konnte ich mich mit reinem Gewissen der Hauptaufgabe stellen. Diese wird immer mit einer semi-interaktiven Cutscene ein- und ausgeleitet, wo ihr eure Spielfigur noch bewegen und die Kameraperspektive ändern könnt. Zum Ende überschlugen sich noch mal die Ereignisse, aus Freunden werden Feinde und umgekehrt. Diese Twists sind dramaturgisch aber alle leider vorhersehbar, was sicherlich ein wenig Schade ist, der guten Stimmung bei mir aber nicht schadeten. Wir haben es hier mit einem offenem Ende zu tun, aber kein Ende der „Halo 2 haha, ihr dachtet, es kommt noch was, ihr Idioten“-Sorte, sondern es klingt eher wie „okay ihr habt einen langen Weg hinter euch, wenn ihr euren Spaß hattet, würden uns freuen, euch bald wieder zu sehen“. Es ist also nicht ganz so fies ;o). Was bleibt mir noch zu sagen? Für die Achievementsjäger unter euch: Keine Online Erfolge, nur wenig zum Sammeln. Ohne viel Aufsehen kann man hier locker (über) 800 GS freispielen, was ich sehr löblich finde. Nicht jeder hat die Zeit oder Lust, zich Dinger zu suchen und zu finden, um Erfolge zu ergattern. Ein neues Franchise? Aber bitte doch! So, dann noch ein kleines Fazit: Ja, es ist natürlich nicht die Offenbarung im Spielesektor, wie viele erwartet bzw. erhofft haben, aber wenn man sich darauf einlässt, wenn man sich in diese (Spiele)Welt versetzen kann, dann erwartet euch ein hochklassiges Erlebnis. Ich jedenfalls freue mich auf die Fortsetzung! [1]sämtliche Personen, die ihr beseitigen müsst, starben auch im Jahr, in dem AC spielt↩