Heavy Bullets
Fortschritt (01.08.2014)24%
24%Gesamtwertung

Mein Ziel: Ich muss ein ausgefallenes Sicherheitssystem wieder in Gang setzen. Der Weg: Abstrakte, in Neonfarben gehaltene Gänge mit eckiger Vegetation in Vektorgrafik. Meine Gegner: In schrillen Tönen kreischende, groteske Viecher, die anmuten wie visualisierte Computerviren. Mit Zähnen. Sehr langen Zähnen! Die Welt von Heavy Bullets wirkt wie ein digitaler Dschungel, der seltsamerweise in geschlossenen Räumen untergebracht ist. Ein feuchter Traum eines jeden Cyberspace-Fetischisten, wenn man nun noch virtuelle Hände hätte. Stattdessen verfügt man über eine einfache Pistole, die gerade mal sechs Kugeln halten kann. That’s it. Es ist keine Aufrüstung möglich und es gibt keine alternative Munition. Sechs Kugeln, um durch insgesamt acht Level zu kommen. Uff. Zwar kann man jede abgefeuerte Kugel wieder einsammeln – sofern man sie in der Eile findet – und es gibt auffindbare Hilfsgegenstände, wie etwa Minen oder ein Messer, doch ansonsten ist die Situation tatsächlich so kniffelig, wie sie klingt: Wer es bis zum Ende dieses zufallsgenerierten FPS-Dungeon Crawlers schaffen möchte, muss nicht nur flink, sondern auch aufmerksam und vorsichtig sein. Jeder Schuss zählt.

Wer den Kreuzer nicht ehrt …

Die besondere Würze am Spiel ist allerdings das virtuelle Bankkonto. Jedes abgeschossene Viren-Monster und jeder ausgeschaltete Geschützturm lässt herrlich klimpernde Münzen fallen, die man einsammeln und an Geldautomaten einzahlen kann. Alles, was dort auf dem Konto landet, steht global im gesamten Spiel zur Verfügung – auch nach einem Game Over. Das motiviert nicht nur das eigentlich recht kurze Spiel immer wieder erneut zu starten, um sein Bankkonto zu füllen, sondern es hilft vor allem in den höheren Abschnitten ungemein zu überleben. An anderen Automaten werden Munition oder Heilgegenstände angeboten, aber die kann man selbstverständlich nur kaufen, wenn man gerade Bares in der Tasche hat. Heisst: Geld, dass im Todesfall verloren geht. Nur das, was dem Konto gutgeschrieben wurde, bleibt erhalten. Eine Lastschrift ist nicht möglich.

Es ist genau diese Kombination, die Heavy Bullets schon in dieser frühen Version so verdammt gut macht: Man hadert ständig mit seiner Gier und Risikobereitschaft; schwankt zwischen Waghalsigkeit und Sicherheit. Das Geld klimpert verlockend, aber wer zu hastig Aufsammeln geht, könnte von einem im Gebüsch lauernden Monster erwischt werden. Transferiere ich den Zaster lieber schnell auf mein Konto, obwohl ich nur noch einen halben Lebenspunkt habe, oder schaffe ich es noch zum lebensrettenden Automaten mit Medikamenten? Großartig ist dabei, wie alles im Spiel diese Mechanik unterstützt: Erblicken mich Gegner, verharren sie für eine halbe Schrecksekunde und stürmen erst dann auf mich zu. Jede einzelne Pistolenkugel muss nachgeladen werden. Musik ist fast kaum zu hören; stattdessen kann ich mich auf verdächtige Geräusche konzentrieren. Mit einfachen Mitteln wird eine hohe Spannung erzeugt. Und obwohl ich meist nur für ein paar Minuten überlebe, komme ich immer wieder für eine neue Runde zu Heavy Bullets zurück.

Für zukünftige Versionen bleiben mir nur zwei Wünsche: Etwas mehr visuelle Abwechslung. Und eine Funktion, mit der ich das virtuelle Geld auf mein echtes Bankkonto transferieren kann. Obwohl … vielleicht lieber doch nicht. Es ist immer die Gier, die einen umbringt. Im digitalen, als auch im wahren Leben.