Erst einmal die Fakten: Mitte Juni ist mit „WASD – Texte über Games“ eine neue Publikation erschienen. Der Einführungspreis von 14,50 € erscheint zunächst happig, hat man das Bookzine – also die Mischung aus Buch und Magazin – aber erst einmal selbst in den Händen, relativiert sich der Preis augenblicklich: Ohne Frage wirkt WASD sehr hochwertig. Etwas mehr als 200 Seiten im Vierfarbdruck, ein stabiles und geschmeidiges Cover aus Pappe, sowie Papier von guter Qualität. Auch in Sachen Layout wurde ausgezeichnete Arbeit geleistet. Im irgendwo zwischen GEE, KillScreen und 11Freunde inspirierten Layout wird der jederzeit angenehm lesbare Text mit schönen Illustrationen aufgelockert, die jeden Designstudenten glücklich machen dürften. Trotz einer klaren Gestaltungslinie wirken die Artikel in ihrer optischen Form sehr abwechslungsreich, aber nicht überladen. Christan Schiffer, Hörfunkjournalist und Gründer des Bookzine, hat sich für die erste Ausgabe jedenfalls nicht lumpen lassen. Im Regal sieht die WASD supergut aus und es ist eine Freude darin zu lesen. „Tasty Trash“, was für ein wunderbarer Titel: Ein bisschen verrückt, frech sogar, geradezu tanzbar. Schon das erste Hauptthema „Tasty Trash“ und die Auswahl der Autoren lässt erahnen an welches Publikum sich die WASD richtet. Vorwiegend sind freie Journalisten und Blogger im Bookzine vertreten, beispielsweise Rudolf Inderst, Valentina Hirsch oder Christian Schmidt. Die Texte selbst haben den Charakter von Essays oder Kolumnen und könnten in ihrer Form so auch auf Blogs zu finden sein, wobei sie hier den nötigen Feinschliff haben, der vielen Online-Veröffentlichungen fehlt. Trash, damit sind Spiele gemeint, die besonders schlecht sind oder zumindest als schlecht empfunden werden. Stellenweise wird auch der Frage nachgegangen, weshalb Trash in Filmen im Gegensatz zu Spielen gefeiert wird. Das ist per se weit weg von jeglicher Kaufberatung der üblichen Magazine; vor allem, weil auch viele ältere Spiele berücksichtigt werden. Schiffer versteht die WASD als Alternative zu dem aktuellem Angebot und möchte Leser ansprechen, die sich Spielen aus einer kulturellen Sicht nähern wollen. Schon das Vorwort von ihm lässt neben dem Hauptthema erahnen, dass Ironie nicht ausgeschlossen ist. Erfreulicherweise muss man tatsächlich nicht erwarten, dass emsige Autoren mit zugekniffenen Arschbacken um die Anerkennung ihres Intellekts beim Leser buhlen. Der Tenor ist grundsätzlich lockerer gehalten, Umgangssprache vermengt sich mit gekonnten Formulierungen. Den allermeisten Schreibern gelingt der Seiltanz zwischen Anspruch und Unterhaltung. Auch die WASD wird Ecken und Kanten haben. Schwamm drüber! Die Qualität und Kreativität der Texte ist so mannigfaltig wie die Autoren selbst. Manche Artikel sind fürchterlich prätentiös, rechthaberisch, anprangernd, ja, sogar etwas aggressiv. Andere sind hingegen besonnen, liebevoll, romantisch, manchmal in ihrer Hingabe zu Spielen etwas geblendet. Es gibt Autoren die provozieren oder die Welt verbessern wollen. Andere suchen Erkenntnisse oder weisen auf kleine Aspekte hin, die vielleicht niemand bisher beachtet hat. Die erste WASD-Ausgabe ist eine Reise durch verschiedene interessante Gedankengänge, die durch ebenso viele Stimmungslagen führt. Ich war oft erstaunt, habe manchmal gelacht, war manchmal verärgert, habe mich oft gefreut und bin am Ende um viele Perspektiven und etwas Fachwissen – auch popkultureller Natur – reicher geworden. Es fällt mir also leicht den Einstand des Bookzines als Erfolg zu bezeichnen. Schön ist vor allem, dass die WASD sowohl von Spielern als auch unerfahrenen Lesern gleichermaßen gelesen werden kann. Abgesehen von Perspektivenwechsel zu den üblichen Fachmagazinen könnte das Werk also in Zukunft auch kulturelle Arbeit außerhalb der Spielergemeinde leisten und das Verständnis für Spiele fördern. Das Potential ist da. Ich sehe der zweiten Ausgabe jedenfalls mit Freude und Spannung entgegen.