Hell Yeah! als verrückt zu bezeichnen würde dem Spiel nicht im geringsten Gerecht werden. Der im MetroidvaniaSubgenre angesiedelte Plattformer vereint die dynamischen Animationen eines Earthworm Jim mit dem Splatterhumor von Dead Alive und vermengt das alles mit einer fast animeesken Niedlichkeit. Das knuddelige Skelett eines Killerhasen unser Protagonist zerteilt hier beispielsweise mit einer Kettensäge ein großes, schleimiges Monster, was dadurch in bildschirmfüllenden Blutfontänen zu handlichen Schnitzeln verarbeitet wird. Und das ist noch harmlos. Gegner werden in QuicktimeEvents zerstampft, gevierteilt, verquetscht, verbrannt, aufgespießt, überfahren, zu Tode geschlagen, zerfetzt und weis der Geier. Die Kreativität bei den Todesarten lässt Itchy und Scratchy vor Neid erblassen. Und das im Sekundentakt.

Der Aufhänger für dieses Gemetzel ist natürlich völlig nachvollziehbar: Wir schlüpfen in die Rolle des besagten Hasenskeletts namens Ash, der nichts weiter ist als der Prinz der Hölle. Tief im Herzen ist er aber eigentlich gar nicht so fies, sondern eher geschmeidig, denn ganz privat planscht er schon einmal ganz gerne mit seinem Quietscheentchen in der Badewanne.
Selbstverständlich nackt.
Mit viel Schaum.

Ausgerechnet als Ash ein wenig wuschelig geworden ist, knippst ein Paparazzi in flagranti ein Foto von ihm und verbreitet es im gesamten HellNet. Geht gar nicht! Ash zieht also los und bringt jeden zur Strecke, der das Foto gesehen hat oder gesehen haben könnte. Im Laufe der Geschichte erfährt er, dass dies alles zu einem perfiden Plan ominöser Gestalten gehört.

Ashs Rachefeldzug führt ihn durch zehn verschiedene Etagen der Hölle, die alle völlig unterschiedlich gestaltet sind und vor grafischen Details geradezu explodieren. In Kombination mit der hohen Spielgeschwindigkeit, den prallen Farben und der gesamten überladenen Darstellung fällt die Orientierung in den ersten Minuten schwer. Nach einer Eingewöhnungsphase konnte zumindest ich mich aber nicht an den Welten satt sehen. Man hat tatsächlich das Gefühl einen Zeichentrickfilm zu spielen: Alles bewegt sich, alles wirkt lebendig, es pulsiert, es atmet. Vor allem aber: Das Spiel versprüht allein schon durch seine Grafiken einen eigenen Charme und Charakter.
Der morbide, teils sogar dezent nerdige Humor ist das blutige iTüpfelchen. Die CartoonÄsthetik verhindert moralische Bedenken und auch die Musik konterkariert die Gewalt gekonnt. Ein gigantisches Monster zu Fahrstuhlmusik zu zerteilen ist zwar makaber, aber gerade deshalb auch ungemein witzig. Dass Hell Yeah! bei der Fülle irrer Ideen weder erzwungen, noch aufgesetzt wirkt, ist eine besondere Kunst und ein großer SympathieBonus.

Das Gameplay hält indes leider nicht ganz mit, obwohl es gut funktioniert. Trotz vieler Nebenaufgaben und einiger Geheimverstecke sind die Karten leider eine Spur zu überschaubar und wenig verwinkelt gehalten. Da man in Geschäften Upgrades für Waffen und zur Belustigung verschiedene Kostümgegenstände kaufen kann, ist es durchaus lohnenswert jede Ecke der Level zu durchsuchen. Der Mangel an großer Komplexität verhindert aber leider den Erkundungsdrang vergleichbarer Genrekollegen.
Ein blöder Fauxpas ist die Ungenauigkeit der Steuerung. Ash lässt sich leider nicht sonderlich präzise durch die Welten steuern und so ist es mir des öfteren passiert, dass ich in Abgründe oder Fallen gefallen bin, ohne das Gefühl zu haben selbst dafür verantwortlich zu sein. Nach einer Zeit resultiert dies leider darin, dass Hell Yeah! zu einem Spiel wird, dass so lange ungeheuer viel Spaß macht, wie man das Geschehen meistern kann. Ich bin immer wieder zu dem Spiel zurückgekehrt, musste an frustrierenden Stellen oder nach einigen Neuversuchen aber eine Pause zur Beruhigung einlegen.

In Frustsituationen wandelt sich die irre Darstellung des Spiels zum Nervtöter, aber unterm Strich habe ich es geliebt. Hell Yeah! kennt in seinem ComicWahnsinn keine Grenzen und gerade deshalb übt es auf mich einen Reiz aus. Aus der aktuellen Spielelandschaft ragt das bekloppte Spiel jedenfalls deutlich heraus, auch oder gerade weil es spezielle Geschmäcker anspricht und einfach nur das sein will, was es ist, ohne sich an Konventionen anzubiedern.

Hell Yeah!: Der Zorn des toten Karnickels
Verrückt, knallbunt und morbide: Ich mochte den schrillen Comic-Slapstick von Hell Yeah!, den das Spiel über weite Strecken tragen kann. Schade, dass es dem Metroidvania-Gameplay an manchen Ecken etwas an Würze fehlt.

7Gesamtwertung