Flugactionsims und ich – ein schwieriges Thema. Alle Jahre wieder überkommt es mich. Dieses Verlangen, dieser Drang meinen Allerwertesten in eine enge Flugkombi zu zwängen und abzuheben. Mich wie eine Klette an einen feindlichen Jäger zu heften, um ihn dann mit einer Rakete den Garaus zu machen – natürlich sicher vom Sofa aus. So schnell dieses Gefühl meistens kam, so schnell klang es dann auch wieder ab, nach ein paar Stunden zocken und der Erkenntnis: Hm, ist ja doch nur im Kreis fliegen und hoffen, dass man mal den Gegner für ein paar Nanosekunden vor die Fliegerflinte zu bekommen. So geschehen beim Vorgänger des heutigen Spiels, Ace Combat – Fires of Liberation, dem 6ten Teil der berühmten Serie. Splinter of the Past Ich wollte, doch ich konnte mich einfach nicht mit dem Spiel anfreunden. Sicher, die Story war interessant dargestellt (aus der Sicht von Flüchtlingen), doch der Mix aus realen Flugzeugen in einer Fantasiewelt, die dann aber doch eindeutig Ost vs. West darstellen sollte…NENNT DAS KIND DOCH BEIM NAMEN ging mir damals öfters durch den Kopf. Als man dann in einer späteren Mission mit seinem Jet durch eine Bunkeranlage fliegen sollte, fragte ich mich nur noch, ob man mir für so ein Unterfangen nicht lieber einen X-Wing geben sollte, als eine F16. Kurze Zeit später war das Spiel verkauft und mein Drang gestillt… …bis letztes Jahr mir Battlefield 3 diesen einen Fluglevel bescherte. Sicher, man flog nur Huckepack mit, hat den Flieger nicht selbst gesteuert, doch trotzdem löste er in mir diese Gier, dieses Need for Speed in mir aus. Kurze Recherche förderte den aktuellen Ace Combat Ableger zu Tagen, Assault Horizon. Oder AC AH (All Cops are…Heroes?) Nach anfänglicher Skepsis guckte ich mir aber doch ein paar Videos dazu an. Dog Fight Modus? GOIL, mein Ding! So ließ ich mich auch nicht lange bitte, als ich die Limited Edition günstig im digitalen Schaufenster eines englischen Handelskaufhaus liegen sah. Bei mir angekommen musste ich aber feststellen, dass die LIMITED wohl eher den limitierten Bonusinhalt beschrieb. Eine Pappumverpackung, ein (leeres) Pilot Instructions Buch, ein Download Code für nen Kampfjet und den Soundtrack auf CD, welchen ich grad höre und noch das Beste goody ist. Heizen und nicht mit Feuer geizen Doch egal, das eigentliche Spiel interessierte ich eh am meisten. Und was soll ich sagen? ENDLICH hab ich meinen Durst richtig stillen können. Das neue Spielkonzept, mit dem Dog Fight Modus, liegt mal voll auf meiner Wellenlänge. Stundenlanges rumkurven fällt nun flach, ab einer bestimmten Entfernung kann man den feindlichen Jäger zum Tanz bitten. Geringfügig hinterm Kontrahenten folgt man ihm und ballert aus allen Rohren und steuert seinen Kampfjet so, dass sich alsbald sein Raketensuchsystem auf den anderen aufschaltet und man daran erinnert wird, jetzt doch den Knopf zu drücken. Gesagt, getan und die feindliche MiG löst sich in ihre Bestandteile auf. Diese Animation erinnerte mich schon fast an einen Burnout Paradise crash, kommt aber nicht an den Detailgrad heran. Dass man sich dabei teilweise durch Häuserschluchten schlängelt und von harten Gitarren nach vorne gepeitscht wird erhöht natürlich den Adrenalinspiegel, auf Kosten des Realismus. Doch ganz ehrlich? Mich hat es nicht gestört. Abwertender-weise wurde ACAH auch schon als Railshooter, ohne taktische Tiefe bezeichnet. Gegenfrage: Kann oder darf man dann sogar keinen Spaß haben? War Top Gun eine Taktikschulung im modernen Luftkampf? Nö, aber man konnte sich trotzdem hirnlos unterhalten lassen. Genauso, wie mit Assault Horizon. HubschrauBÄÄÄÄR Was mich dann schon eher gestört hat, waren die, eigentlich als Auflockerung gedachten, Hubschrauberlevel. Klar, sie trugen zur Abwechslung bei und son Kampf Apache vs. Hind macht auch Laune, doch verlangsamten sie das Spiel merklich. Auch ging die Steuerung nicht so gut von der Hand. Schlimmer, in Sinne von monotoner, waren da nur die Bordschützenlevel, wo man die Minigun eines Black Hawks rotieren ließ. Liebes Namco Entwicklerteam, für eine Serie, wie Ace Combat, mag solch ein Levelabschnitt zwar total neu und hip sein, für jmd, der aber auch gern Modern Day Shooter spielt, ist „ich bedien die Minigun an einem Fahrzeug“ so abwechslungsreich und unerwartet, wie ein Omaha Beach Level in einem WW2 Shooter. Das ganze dann 3-4 mal zu wiederholen ändert auch nichts daran. Story? Haben wir nicht am Lager Die Story…naja…gut, es spielt nicht mehr in Absurdistan, aber kann man mit den Stichworten „böse Russen, gute Amis, große Bombe, BOOOOM“ passend zusammenfassen. Die Charaktere sind Abziehbilder bekannter Klischees, weswegen ich mir auch nur den Namen des Hauptbimbos merken konnte, weil er nun mal Bishop hieß, wie halt der Lance Henriksen Charakter aus Aliens. Zum Schluß wird auch mal munter von Miami, nach Los Angeles bis Washington von Mission zu Mission gesprungen, weil man nen pösen verfolgt. Ich mein, ist der Russki in Texas mal zum tanken rechts ran? Naja, wenn man wohlwollend ist, kann man sagen: ACAH plays it safe, storywise. Fly on the Wings of Love Trotzdem bleib ich dabei: Das Ding hat gerockt. Bäume werden nicht ausgerissen, der Realismus bewegt sich eher in Richtung Top Gun, mit zwei Ausflügen in Hot Shots! Territorium (ernsthaft: 2 Szenen zum Ende hin…soooo doof, dass man drüber lachen muss), aber im Kern ist es ein schnelles Actionspiel, mit ner coolen Spielmechanik (welche nicht nur ein paar Elemente aus 1st Person Shootern in ein anderes Genre hievt), guter Grafik und knallendem Sound. „Make Metal Bleed“ ist ein Werbeblurb auf der Spielepackung. Wenn man seinen ersten Jäger runtergeholt hat, das Cockpit Ölverschmiert ist und man ein fieses Lächeln aufgelegt hat…dann weiß man, das Werbung nicht immer lügen muss. Wer also über das Negative hinweg sehen kann, kriegt ne ordentliche Schlachtplatte.